Estland (EST)

Um 20:30 passieren wir die Grenze nach Estland, problemlos. Die Straße ist wieder tadellos, sie wurde von der EU finanziert, und so sind wir eine halbe Stunde später im nur 60km entfernten Parnü. Wir halten an einem großen Supermarkt. Der hat von 7:00 Uhr bis 23:00 geöffnet. Estland gefällt mir! Wir brauchen wieder Geld in Landeswährung. Da wir nicht genau wissen wieviel eine Estnische Krone denn so wert ist, schauen wir am GAA. Es geht von 10 bis 1000 Estnischen Kronen. Wir nehmen die Goldene Mitte und ziehen 500 EEK. Wir laufen im Supermarkt ein, Top modern. Die Preise sind hier nicht nur in EEK sondern auch in Euro angegeben. Unsere 500 EEK sind gerade mal 32€ wert. 10 EEK, der kleinste Betrag am GAA waren demnach nur 0,65€! Für die erste Verpflegung sollten die 500EEK dann aber doch reichen. Wir kaufen Chips, Brot und Wurst für 78,60 EEK (5,10€). Es sind viele Kassen besetzt, wir suchen uns eine hübsche Kassiererin raus und kommen auch gleich an die Reihe. Als ich mein Wechselgeld zurückbekomme bin ich erstaunt. Es gibt einen 25 EEK Schein. Eine 25'ger Schein habe ich eigentlich noch in keiner Währung gesehen, aber man lernt ja nie aus.

EU finanzierte Straßen

 

25 Estnische Kronen als Schein

EU finanzierte Straßen   25 Estnische Kronen

Wir suchen ein Hotel, sollte kein Problem sein. Pärnu wurde 1251 gegründet und ist heute mit ca. 55000 Einwohnern die fünft größte Stadt Estlands. Im 19. Jahrhundert schon war das Meerwasser von Parnü für seine wohltuende Wirkung bekannt, und so ist Pärnu heute eine Kurstadt. Wir werden schnell fündig. Wir checken im Hotel Emmi Exit ein. Dann setzen wir uns noch auf die Terrasse und trinken ein Bier. Die estnische Sprache ist ehr mit unserer verwandt als litauisch oder lettisch. In liatauisch heißt Hotel viesbutis in estnisch einfach hotell. Den Bus vom Hotel kann man auch mieten, vermute ich, auf ihm steht groß bussirent (wie süß) ich tippe schwer auf Busvermietung.

 

Parnü

 Lokalsender in Parnü

Insel Saaremaa

Am nächsten morgen fahren wir nach Virtsu, um einen Ausflug auf die Insel Saaremaa Exit zu machen. In Estland gibt es viele Wörter mit doppelten Buchstaben damit sparen sie hier nicht. Dazu muß man mit der Fähre für 140 EEK (9,08€) (einfache Strecke) auf die Insel Muhu übersetzen. Von der kann man dann über eine Straße auf einem Damm nach Saaremaa fahren.

In Valjala steht die St. Katherine Kirche, die älteste Kirche Estlands an der wir kurz anhalten. Sie wurde 1267 zu ersten mal urkundlich erwähnt. Dann fahren wir weiter nach Kaali zu den Meteoritenkratern.

Kirche in Valjala

 

Kaali Meteoritenkrater

Kirche in Valjala   Meteoritenkrater bei Kaali

Kaali Meteoritenkrater

Bei Kaali gibt es ein Feld mit 9 Meteoritenkratern auf 1 km2. Der größte Krater hat einen Durchmesser von 110m und ist 22m tief. In diesem größten Krater hat sich ein See gebildet der je nach Wasserstand zwischen 30 bis 60m Durchmesser und eine Tiefe zwischen 10 und 16m hat. Das Alter der Krater wird auf 4000 Jahre geschätzt. Der Meteorit der diese Krater geformt hat war ursprünglich wohl zwischen 400t bis 10000t schwer. Das Stück das den größten Krater formte wird auf 80t geschätzt, und bestand zu 91,5% aus Eisen und 8,3% Nickel. Der Einschlag erfolgte wohl mit einer Geschwindigkeit von ca. 10 km/sec bis 20 km/sec Einschlug. (Das sind 36000 km/h bis 72000 km/h)

Kuressaare (Arensburg)

Erst Anfang des 13. Jahrhunderts konnte sich das Christentum auf Saaremaa etablieren. Die Bischöfe ließen sich gleich eine mächtige Festung bauen, die Bischofsburg aus dem 13. Jahrhundert. Die ist aus gehauenem Dolomit CaMg(CO3)2, und hat einen rechteckigen Grundriß mit einer Seitenlänge von 43m. Wenn man drinnen ist, was 30EEK p.P.(1,95€) kostet, ist es ganz schön groß. Es sind die verschiedensten Gegenstände aus vergangenen Zeiten ausgestellt, und vom Turm aus hat man einen guten Überblick über die Befestigungsanlagen.

Bischofsburg in Kuressaare (Arensburg) auf Saaremaa

Bischofsburg in Kuressaare   Bischofsburg in Kuressaare  

Tallinn

Wir fahren dann wieder zurück, rauf auf die Fähre, und sind um dreiviertel sechs (17:45 Uhr für Nichtschwaben) wieder in Tallinn. Wenn wir schon mal so nah an Finnland sind, laut unserer Karte sind es mit der Fähre nur 2h von Tallinn nach Helsinki, beschließen wir, den Finnen einen Besuch abzustatten. Wir fahren zum Hafen, und buchen für den nächsten morgen bei der Viking Line Exit eine Überfahrt nach Helsinki mit der MS Rosella für 990 EEK. (64,24€) Viking scheint ein beliebter Name für Schifffahrtsgesellschaften zu sein. Die Schifffahrtsgesellschaft mit der wir durch Sibirien gereist sind heißt Viking River Cruises. Einen Zusammenhang konnte ich aber nicht feststellen. Die Fähre geht um 8:15, wir sollten so eine Stunde vorher am Hafen sein, meint der Ticketverkäufer. Das ist ganz schön früh! Wir beschliessen also ein Hotel in Hafennähe zu nehmen, um morgen früh schnell vor Ort am Hafen zu sein.

Gleich am Hafen ist das Reval Express Hotel. Wir parken, als ich ausgestiegen bin hält neben mir auf der Straße ein Motorradfahrer aus Italien. Überhaupt muß man sagen, das wir viele Motorradfahrer aus Italien gesehen haben. Wie die mit dem Motorrad ins Baltikum kommen? Hoffentlich nicht über Polen. Um Polen mit dem Motorrad zu durchqueren muß man schon etwas masochistisch veranlagt sein, und eine Geländemaschine hat er ja auch nicht gerade! Er klappt das Visier hoch und fragt nach der Zeit. Ich antworte "Seven O'clock", er fragt nochmal nach "Same time as in Finnland?" Aha! Also doch ein Polen geschädigter, dem Sie wohl da eine Stunde Zeit gestohlen haben! Ich bestätigte es ihm, er fährt beruhigt weiter.

Wir gehen ins Hotel und fragen nach einem Doppelzimmer für die Nacht. Die Antwort: "Sorry, we are fully booked" erstaunt uns etwas, aber wir denken uns nichts dabei, es gibt ja noch genügend andere Hotels. Wir fahren weiter zum nächsten Hotel auf dem Stadtplan, aber auch das ist ausgebucht. Komisch denke ich mir, und es geht weiter zum nächsten Hotel. Auch hier dieselbe Antwort, "Sorry, we are fully booked". So geht das Spiel eine ganze Weile weiter, ich beginne die Hotels die wir schon abgechecked haben auf dem Stadtplan mit einem Kreis zu markieren um den Überblick nicht zu verlieren. Vor vielen Hotels stehen auch ganze Reisebusse voll mit Leuten. Zwei Stunden und 14 Hotels später sind wir recht entmutigt. Überall die gleiche Antwort, "Sorry, we are fully booked". Nur in einem Hotel, dem Grand Hotel Tallinn lautet die Antwort auf meine Frage: "We are looking for a double room for tonight?" "You will not find it here!". Das sorgt zwar für etwas Abwechslung, löst aber unser Problem nicht. Ich schaue inzwischen mal in einem der Baltikum Prospekte die ich auf der CMT mitgenommen habe nach, was den zur Zeit so in Tallinn los ist. Ich werde auch fündig, vom 15. bis 19. August 2004 findet der IV. Weltkongress der finno-ungarischen Völker in Tallinn statt, und am 20. August, der auf einen Freitag fällt ist der Unabhängigkeitstag, an dem die Esten die Unabhängigkeit von der Sowjetunion feiern. Heute haben wir Mittwoch den 18. August 2004. Mir wird einiges klar. An diesem Wochenende scheint ganz Estland unterwegs zu sein.

Dem Nebeneffekt, das wir uns inzwischen in Tallinn recht gut auskennen können wir zu so später Stunde mit einem recht drängenden Problem im Nacken auch nichts positives abgewinnen, und so beschließen wir wieder zum Hafen zu fahren, um unseren Trip nach Helsinki um einen Tag zu verschieben, und uns außerhalb von Tallinn auf Quartiersuche zu begeben.

Am Ticketschalter am Hafen sitzt noch der Verkäufer der uns die Tickets verkauft hat. Wir schildern Ihm unser Problem, und bitten Ihn, den Trip um einen Tag zu verschieben. Er unterhält sich eine Weile mit seinem Kollegen und wartet mit dem Vorschlag auf, wir können eine Kabine auf der Fähre buchen! Die können wir dann so gegen 23:30 Uhr beziehen! Diese Idee ist so genial, die hätte ja glatt von uns sein können. Die 4-Bett Kabine vom Typ C mit 8,4qm Dusche und WC kostet schlappe 300 EST (19,47€). So billig kommen wir im überfüllten Tallinn nie wieder an eine Übernachtungsmöglichkeit. Die Lösung hat auch noch weitere unschlagbare Vorteile. Wir kommen als erstes auf die Fähre, und damit auch als erstes wieder runter, wir können die Fähre morgens nicht verpassen, und müssen morgens nicht früh aufstehen. Unsere Stimmung steigt schlagartig wieder an. Esten sind echt auf Zack und denken mit, das gibt einen dicken + Punkt.

Aus den bisherigen Erfahrungen mit der Hotelsuche haben wir etwas gelernt, und setzten es auch gleich in die Tat um. Da die Fähre aus Helsinki erst in der Nacht zurück sein wird, fahren wir nochmal nach Tallinn, um uns ein Hotelzimmer zu reservieren. Bis zum Check In auf der Fähre sind noch gut zwei Stunden Zeit. Wir steuern das Uniquestay Hotel Exit an und reservieren uns ein Zimmer für die Nacht vom 20. auf den 21. August 2004.

In einem Supermarkt ergänzen wir unsere Essens- und Biervorräte. Als wir wieder am Hafen sind ist es noch zu früh zum Check In. Wir packen auf dem Parkplatz vorm Terminal unseren Campingtisch und unsere Campingstühle aus, und machen es uns bei Bier und Chips gemütlich. Die LKW Fahrer, die mit Ihren Lastern so langsam eintrudeln, weil Sie wohl auch auf die Fähre wollen schauen alle leicht verwundert, und auch eine Frau die vorbeiläuft kann sich das lachen nicht verkneifen!

Deutsche Gemütlichkeit im Hafen von Tallinn

Helsinki

Pünktlich um 23:50 Uhr sind wir am Gate B6 und beobachten das Anlegen der Fähre. Um 0:15 soll es losgehen. Da wir wieder mal die ersten sind, haben wir wieder die Pole Position. Wir beziehen unsere Kabine mit der Nummer 2165. (2065 wäre cooler gewesen, das ist der TCP Port von DLSW+). Dann machen wir es uns oben an Deck gemütlich, trinken ein paar Bier und essen etwas von unseren immer noch reichlichen Vorräten. Danach gehen wir zu Bett, und sind pünktlich zum einlaufen in Helsinki auch wieder wach und ausgeschlafen an Deck. Die eigentliche Fahrt mit der Fähre hat 3h gedauert.

MS Rosella nach Helsinki Kathedrale am Senate Square
Pole Position auf der Fähre nach HelsinkiKathedrale am Senate Square

Wir kommen als erstes von der Fähre, und haben an der Grenze bei der Einreise gleich unser erstes Problem. Der Zöllner fragt nach einer Legitimation für das Auto, denn es ist ein Firmenwagen, also steht im Fahrzeugschein auch nur der Name der Firma, und keiner unserer beiden Namen. Wir können dann noch eine grüne Versicherungskarte vorweisen, und sehen wohl vertrauenswürdig genug aus, um doch einreisen zu dürfen. Die Schlange hinter uns ist ja auch eine Fähre Autos lang, das hat bestimmt auch geholfen. An der ersten Tankstelle dann das übliche Ritual, wir halten, um einen Stadtplan zu kaufen. Der soll allerdings 17,40 € kosten, da sind wir vom Baltikum doch noch andere Preise gewohnt. Wir verzichten dankend, wir haben ja billigen Sprit im Tank, da können wir lang suchen und spazieren fahren.

Wir machen also eine kleine Stadtrundfahrt, und müssen feststellen, das die meisten Straßen mit Kopfsteinpflaster belegt sind, auch die Hauptstraßen. Sieht zwar nett aus, ist aber ziemlich holperig, und macht einen Höllen Lärm! Wir halten also auf einem Parkplatz an, laufen zum Parkscheinautomat. Der nimmt Euro Münzen, die Stunde parken kostet 2,40€, gleich der nächste Schock. Soviel Kleingeld haben wir gerade noch. Ich will auch meine 5 Cent Münzen verwenden, die fallen aber geradeaus durch, der Automat akzeptiert erst 10 Cent Münzen. Bei den Preisen wird mir langsam auch klar, warum in Finnland keine 1 und 2 Cent Münzen ausgegeben wurden, die sind eh nix wert. Wir laufen hoch zur ersten Kirche, die Uspensky Kathedrale, nicht schlecht, aber auch nicht umwerfend. Wir schlendern über den Markt, es gibt frischen Fisch, Fressbuden, und allerlei wintertaugliche Kleidungsstücke wie dicke Handschuhe und Wollmützen, und das im August! Da unsere Parkuhr bald abgelaufen ist, und wir uns bei den Preisen keinen Strafzettel leisten können kehren wir zum Wagen zurück, und überlegen, wie wir die Parkkosten für den Rest des Tages aufbringen sollen, denn die Fähre zurück geht erst um 21:00 Uhr. Das sind noch gut 8 Stunden, macht alleine 19,20€ fürs parken, und dann haben wir noch nichts gegessen und getrunken. Wir fahren erst mal vom Parkplatz runter, hier ist autofahren ja billiger wie parken. An der nächsten Sehenswürdigkeit dem Senat Sqaure mit Kathedrale ist auch kein günstiger Parkplatz zu bekommen. Ich steige schließlich aus, und Ralf muß solange um den Block fahren. Ich filme und fotografiere die Kathedrale, mache von ein paar Italienern noch mit deren Kamera ein Gruppenbild von Ihnen, und stelle mich wieder an die Straße. Keiner hält und will mich mitnehmen, bis Ralf vorbeifährt, der hält natürlich sofort. Inzwischen haben wir auch einen kleinen KOSTENLOSEN Stadtplan von Helsinki und müssen feststellen, das es nicht sehr viele Sehenswürdigkeiten gibt.

Uspensky Kathedrale   Kuppel der Uspensky Kathedrale
Uspensky Kathedrale Kuppel der Uspensky Kathedrale

Auf dem Stadtplan sind unter anderem als folgende "Sehenswürdigkeiten" verzeichnet:

Alles mitte 20. Jahrhundert aus solidem Stahlbeton? Das Problem mit dem parken haben wir auch noch. Wir fahren wieder zum Hafen zurück, und schauen mal, ob es auch noch andere Fähren gibt, mit denen wir früher zurückfahren können. Dann verschenken wir zwar die Rückfahrt mit der MS Rosella, aber bei den Lebenshaltungskosten hier sparen wir ja auch eine Menge, wenn wir unseren Aufenthalt verkürzen. Wir buchen bei der Nordic Jet Line Exit eine Rückfahrt um 15 Uhr. Dann sind wir um 16:45 Uhr wieder im günstigen Tallinn. Diese Fähre ist fast doppelt so schnell wie die MS Rosella. Das ganze kostet 20€ pro Person plus 12€ fürs Auto. Wir sind früh am Gate und haben mal wieder die Pole Position. In Helsinki sind wir so ganze 9km gefahren. Die Fähre ist wirklich schnell, laut Angabe an Bord schafft sie 66km/h. Wir hatten durch Polen nur einen Schnitt von 63km/h!

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