Prolog

Nachdem im Mai 2004 die drei Baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland der EU beigetreten sind, und auch das für die Anreise zum Transit benötigte Polen, entschlossen wir uns diesen neuen Mitgliedern der EU einen Antrittsbesuch abzustatten. Erst dachten wir an eine Anreise im eigenen PKW. Aus Angst davor, das uns in Polen das Auto gestohlen wird, haben wir uns die Tour mal mit Flug und Mietwagen kalkuliert. Mit Flügen von Stuttgart über Hamburg nach Tallin, dann mit dem Mietwagen durchs Baltikum nach Vilnius und mit dem Flieger wieder über Berlin nach Stuttgart, wären wir zu zweit auf 1400 Euro gekommen. Dazu kommt dann noch essen und Unterkunft. Das war uns als Schwaben dann doch zuviel, und so beschlossen wir doch mit dem eigenen PKW zu fahren, und Polen möglichst ohne anzuhalten am Stück zu durchqueren.

Vor der Abfahrt in Pfalzgrafenweiler

  vollgetankt (das Auto) bereit zur Abfahrt

Unsere erste Etappe führte uns über Dresden nach Görlitz, die östlichste Stadt Deutschlands. Bei unserem Zwischenstop in Dresden haben wir die Semperoper, den Zwinger und die wiederauferstandene Frauenkirche besichtigt.

Dresden

Semperoper DresdenKronentor des Zwinger in Dresden
Semperoper in Dresden Kronentor des Zwinger in Dresden

Semperoper

Die Semperoper ist nach Ihrem Architekten Gottfried Semper benannt. Er wurde am 29. November 1803 in Altona als Sohn eines wohlhabenden Wollfabrikanten geboren. Sie hat eine wechselvolle Geschichte. 1838 wurde mit dem Bau des Ersten Königlichen Hoftheaters von Gottfried Semper begonnen. 1841 wurde es mit Goethes Schauspiel Torquato Tasso und Webers Jubel-Ouvertüre (Opus 59) eröffnet. Im Jahr 1869 wurde der erste Semperbau durch einen Brand zerstört.

Im Jahr 1871 wurde mit dem Bau des zweiten Königlichen Hoftheater von Gottfried Semper begonnen. Es wurde 1878 wiederum mit Webers Jubelouvertüre (immer noch Opus 59) und Goethes Iphigenie auf Tauris eröffnet. Am 31. August 1944 wurde die Semperoper geschlossen. Am 13. Februar 1945 wurde sie beim großen Bombenangriff auf Dresden zerstört. Zwischen 1952 und 1956 wurde zunächst die äußere Gestalt des Gebäudes wiederhergestellt, 1977 wurde der Grundstein für den Wiederaufbau der Semperoper gelegt. Nach achtjähriger Bauzeit fand am 13. Februar 1985 die Eröffnungspremiere statt.

Zwinger

Als "Zwinger" wird im Festungsbau das von Gräben durchzogene Gelände zwischen den Stadtmauern bezeichnet. Das auf dem Bild hier zu sehende Kronentor des Zwingers stellt eine Nachbildung der Polnischen Königskrone dar. Auch der Zwinger wurde beim Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 zerstört, aber schon im selben Jahr wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. 1951 wurde das Kronentor wieder hergestellt.

Der Fürstenzug

Der Fürstenzug stellt alle Regenten der Wettiner in einem überlebensgroßen Reiterzug dar. Für die Darstellung der 35 Markgrafen, Kurfürsten und Könige sowie 58 weiterer Wissenschaftler, Künstler, Handwerker und Bauern wurden 24.000 Fliesen aus Meissner Porzellan auf 101 Meter Länge und 957 Quadratmeter Fläche benötigt. Selbst die Bombennacht vom 13. Februar 1945 überlebte das Kunstwerk.

Fürstenzug in Dresden
Frauenkirche in Dresden

Frauenkirche Dresden

Bereits im 11. Jahrhundert befand sich vermutlich an der Stelle der heutigen Frauenkirche die älteste Kirche Dresdens. Die Frauenkirche wie wir sie heute kennen ist ein Entwurf des Dresdner Ratszimmermeisters George Bähr. Am 26. August 1726 wurde der Grundstein der Frauenkirche gelegt. Schon 1734 wurde die Kirche eingeweiht – noch ohne Orgel und mit provisorischem Altar. In den darauffolgenden Jahren bis 1738 wurde die Steinkuppel vollendet. 1743 wurde der Bau fertiggestellt. Wie die Semperoper und der Zwinger wurde auch die Frauenkirche beim Bombenangriff auf Dresden zerstört. Am Vormittag des 15. Februars 1945 – zwei Tage nach dem verheerenden Bombenangriff auf Dresden – stürzte die ausgebrannte Kuppel der Frauenkirche in sich zusammen. Über vier Jahrzehnte erinnerte die Ruine an die Zerstörung Dresdens und die Schrecken des Krieges. Seit der Wende 1989 wird sie wieder aufgebaut.

Am Abend unseres ersten Reisetages sind wir in Görltiz angekommen. Eigentlich eine schöne Stadt, soweit wir gesehen haben, aber nicht viel los. Hier haben wir das erste Mal übernachtet, im Hotel Drehscheibe Exit in Görlitz. Das hat einen abgeschlossenen Parkplatz, und gleich noch eine Gaststätte, da haben wir Schniposa zu abend gegessen.

Nach dem Frühstück am nächsten morgen, am Freitag den 13. ging es dann um 8:20 Uhr los. Vor uns stand unsere erste Non-Stop Polen Durchquerung. Gleich nach der Grenze in Polen haben wir dann unseren ersten Stop zum tanken eingelegt. Hier wird der abgegebene Menge nicht in Litern, sondern in dm^3 an der Zapfsäule angegeben. Der dm^3 Diesel kostet 3,29 Zloty, das sind ca. 0,75 €/dm^3.

Polen

Die polnischen Straßenverhältnisse untertreffen unsere Erwartungen bei weitem. An der Autobahn nach Warschau wird stellenweise gebaut, es gibt also oft nur 2 Spuren. Das wäre noch nicht so schlimm, aber es kommt alle 2m eine Querfuge, und zwar eine richtige!!! Das Auto muss schwer leiden, und mir tut der Hintern weh. Ausserdem hat es Spurrillen, ja eigentlich sind es schon ehr Spurgräben. Zu allem Überfluss regnet es auch noch sehr stark. Wenigstens wird die Scheibe mal wieder sauber. Die Spurgräben laufen mit Wasser voll, und die LKWs auf der rechten Spur ziehen riesige Wasserfontänen hinter sich her. Überholen ist nur im Blindflug möglich. Immer wieder schlägt das ESP zu, grauenhaft.

Querfugen auf der Autobahn nach WarschauWasserspiele in Polen
Querfugen auf der Autobahn nach Warschau Wasserfontänen durch Spurrillen

Nach 500 km in Polen und 8 h 25 min Fahrtzeit ist es Freitag nachmittag und wir sind in Warschau im Feierabendverkehr. Wir liegen deutlich hinter unserem Zeitplan zurück, beschliessen aber trotzdem nicht zu halten, sondern uns weiter durchzukämpfen. Auch auf den Landstraßen und in den Dörfern sind die Straßen nicht viel besser. Eisenbahnschienen überquert man besser im Schrittempo, wenn man seine Achse nicht verlieren will, und ich habe keinen Schachtdeckel gesehen, der nicht mindesten 5 cm zu tief oder zu hoch ist. Es zieht sich, 1 cm auf der Karte sind ca. 42 km. Hinter Warschau kommen immer wieder Dörfer an der Straße. Eigentlich sind es keine Dörfer, es ist einfach eine Reihe Häuser an der Straße. In zweiter Reihe baut keiner mehr. Wird das Dorf größer, wird es eigentlich nur länger. Endlich, nach endlos scheinenden 13 h 16 min und 839 km durch Polen passieren wir die Grenze nach Litauen! Das ist eine Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 63km/h, aber dafür begnügt sich der Golf mit 5,0l Diesel.

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