Baikalsee

Am 10. Tag unserer Reise steht ein lang erwarteter Höhepunkt auf dem Programm, ein Ausflug an den Baikalsee. Noch in der Nacht sind wir an der Endstation unserer Reise auf dem Jenissei angekommen, der Provinzhauptstadt Krasnojarsk. Ab 6:30 Uhr gibt es Frühstück, und um 8 Uhr geht es, ausgestattet mit einem Lunchpacket in 3 Bussen zum Flughafen von Krasnojarsk der ziemlich außerhalb liegt. Dann geht es mit einer Tupolev von Kras Air nach Irkutsk. Der Flughafen von Irkutsk liegt recht zentral, von hier geht es mit dem Bus weiter Richtung Baikal.

Den ersten Stop legen wir am Baikal Institut ein, das an der Stelle liegt, wo die Angara aus dem Baikal fließt, und in der Mitte des Flusses Angara sieht man den Schamanenstein, ein Felsblock der in der Mitte des Flusses ein Stück aus dem Wasser ragt. Die Legende besagt, das der alte Baikal seine einzige Tochter Angara über alles liebte. Als Sie sich eines Tages zum Jenissei flüchtete, schleuderte er ihr aus Wut einen Felsbrocken nach, eben den unten zu sehenden Schamanenstein. So ist die Angara der einzige Abfluß aus dem Baikal See, Zuflüsse hingegen, die als die Söhne des Baikal bezeichnet werden gibt es 336 Stück.

 
Der Schamanenstein in der Mitte des Flußes  

Schamanenstein in der Mitte des Flußes Angara

51° 52' 3,1" Nord
104° 50'1,0" Ost

Bei einem Besuch der Ausstellung im Baikalsee Institut, erfahren wir, daß das Wasser ab einer Tiefe von 200 m das ganze Jahr über eine konstante Temperatur von +4°C hat. Dies hat mit der bemerkenswerten Anomalie des Wassers zu tun. Bei einer Temperatur von +4°C hat die Dichte von Wasser mit 0,999973 kg/dm3 ihr Maximum. Deshalb sinkt das Waser mit +4°C und der größten Dichte auf den Grund des Sees. Das leichtere, und kältere Wasser liegt darüber. Da das leichtere kalte Wasser ja nicht absinkt, weil es eben leichter ist, findet keine Konvektion (Wämeübertragung durch die freie oder erzwungene Strömung von Materie) statt. Dies sichert den Fischen in den Seen im Winter das Überleben unter der Eisschicht. Gäbe es diese Anomalie des Wassers nicht, würden die Seen im Winter komplett zu Eiswürfeln gefrieren. Wenn das Eis im Sommer wieder taut, gäbe es dann nur noch tote tiefgefrorene Fische in den Seen.

Die Grenze zwischen dem Baikal See und der Angara, dem einzigen Abfluß aus dem Baikal, kann man im Winter sehr gut erkennen, den der Baikal gefriert bis zu 2 m zu, die Angara bleibt eisfrei. Das ergibt im Winter eine sichtbare Grenze zwischen dem Baikal und der Angara.

Für die Reinheit des Wassers zeichnen Millionen kleiner Krebse die Epischura verantwortlich, die alles vertilgen. Wollen die Forscher am See zum Beispiel ein schönes Fischskelett, hängen sie den toten Fisch einfach wieder ins Wasser, und die Krebse nagen ihn sauber ab. Was übrig bleibt ist das Skelett. Der Baikal ist an der tiefsten Stelle 1625 m tief, und an seinen Ufern von Bergen umgeben. Die Fläche des Sees beträgt circa 31500km2. Aus dieser riesigen Wassermenge, (ca. 20 % der Süßwasserreserven der Erde), und den Bergen um den See ergeben ein ganz eigenes Mikroklima, das viel ausgeglichener ist, als das kontinentale Klima Sibiriens.

Vor dem Baikal Institut gibt es ein paar kleine Stände an denen einheimische Souveniers verkaufen. An einem Stand erstehe ich einen Schlüsselanhänger aus Charoite. Dieser bläuliche violette Stein wurde erst vor 25 Jahren am Fluß Chara in Sibirien gefunden. Dies ist bis heute auch der einzige Fundort.

Ufer des Baikalsee's bei Listwjanka

  Ufer des Baikalsee

Angekommen in Listwjanka am Baikal machen wir eine Schifffahrt auf dem See. Der Dampfer wird eigentlich nur noch von unzähligen Schichten wieder abbröckelnden Farbe zusammengehalten, aber er fährt noch. Wir kommen auch wieder heil an Land. Im Hafen ist ein Fischmarkt beheimatet. Die frischen Fische werden in mit Holzkohle beheizten Räucherkammern geräuchert und verkauft, oder sie werden mit Salz getrocknet. Ich habe beides probiert, schmeckt wunderbar.

Fischmarkt am Ufer des Baikalsees  

 Fischmarkt am Baikalsee

 
Jetzt geht es mit dem Bus wieder zurück nach Irkutsk. Unterwegs machen wir Rast in einem nagelneuen Restaurant, das aussieht, wie aus einem russischen Märchen. Wir scheinen so ziemlich die ersten Gäste zu sein. Die Tische stehen recht eng beisammen. Nachdem alle Gäste Platz genommen haben, kommen die Bedienungen nicht mehr an die hinteren Tische. Wir beheben dies Mißgeschick durch verschieben der Tische selbst. Alles ist schon eingedeckt, mit weißen Stofftischdecken, Servietten sowie mit Tellern und Besteck. Das dient aber nur zur Dekoration. Die Bediensteten räumen es ab, und bringen uns unser vorbestelltes Essen fertig angerichtet auf dem Teller. Leider gehen Sie nicht tischweise vor, und einige haben dann zwar etwas zu essen auf dem Teller vor sich, aber kein Besteck mehr.

Wir bestellen uns ein Bier, es gibt "russian or bavarian", wir entscheiden uns überrascht für bayrisches Bier. Mann fragt noch "glas or bottle", wir sind durstig und ordern gleich jeder eine ganze Flasche. Überrascht sind wir vom Ergebnis. Es gibt holländisches Bier das Bavaria heißt, und die die eine Flasche bestellt haben, bekommen eine Flasche Bier, aber kein Glas, müssen also aus der Flasche trinken. Die die ein Glas bestellt haben, bekommen eine Flasche und ein Glas. Einige haben sich ein Glas Wein bestellt, die scheinen besser dran zu sein. Das Blatt wendet sich allerdings als es an das Bezahlen der Getränke geht. Das Bier hat normale Preise, ein Glas Wein kostet ca. 20 DM ?!

Von unserer Reiseleiterin erfahre ich, daß das Restaurant und Hotel einer Frau gehört, die in Irkutsk noch 3 andere Restaurants besitzt. Als sich sie Frage, wie man in Rußland an so viel Geld kommt, sagt Sie nur, daß es besser ist, nach so etwas nicht zu fragen.

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